Situation von Kindern und Jugendlichen in Ahe in Zeiten der Pandemie
Einen dringenden Handlungsbedarf sehe ich, sich aktiver den Kindern und Jugendlichen zuzuwenden, die in herausfordernden familiären Verhältnissen und sozialen Lebenswirklichkeiten leben. Für mich sind das die eigentlich Verlierenden der Corona-Pandemie. Vor einigen Tagen rief mich zum Beispiel eine Bergheimer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin an, die mich als Ortsbürgermeister ansprach und auf Verwahrlosung, Misshandlung und sexualisierte Gewalt aufmerksam machte. In einem Schreiben an den Bürgermeister vom 25. Januar 2021 hatte ich bereits auf diese Situation hingewiesen.
Ich mache mir große Sorgen um Kinder, die in bestimmten sozialen Lebenswirklichkeiten leben.
Die Fakten: Im Bergheimer Stadtteil Ahe lebten am 31. Dezember 2019 3.747 Menschen. Davon waren 22,07 Prozent unter 15 Jahre alt, also Menschen, die auf den Kindergarten oder die Schule angewiesen sind. Ahe ist nach wie vor ein sehr junger Stadtteil. „Besonders“ werden diese Zahlen, wenn man weitere soziale Blickwinkel hinzufügt. 33,86 Prozent dieser Altersgruppe U15 hatten keinen deutschen Pass (das sind rund doppelt so viele wie im bundesweiten Durchschnitt) und 44,5 Prozent lebten von Hartz IV (das sind gut dreifach so viele wie im bundesdeutschen Durchschnitt). Wenn dann noch hinzugefügt wird, dass ein sehr hoher Anteil von Familien mit drei und mehr Kindern und ein ebenfalls sehr hoher Anteil von alleinerziehenden Müttern bzw. Vätern in Ahe lebt, können Sie sich vorstellen, welche Herausforderungen die Corona-Pandemie auf diese Menschen Eltern wie Kinder zukommen lässt. Wir dürfen weder die Kinder noch die Eltern allein lassen.
In einem Brief an den Bürgermeister der Stadt, Volker Mießeler, habe ich deutlich gemacht, dass das Andauern der Corona-Vorgaben gerade für diese Menschen eine besondere Herausforderung darstellt. Für mich sind folgende Fragen offen:
- Wie unterstützen wir diese Kinder und Jugendlichen in der Corona-Pandemie?
- Wie erreichen wir diese Kinder und unterstützen sie in ihrem Alltag in ihren Wohnungen?
- Wie erfahren wir, wie gut es ihnen geht, zumal Erzieher*innen und Lehrer*innen als stärkende Unterstützer*innen wegfallen?
- Welches Förderprogramm (z. B. im Rahmen der Corona-Pandemie) greift das auf?
- Welche Strategien fährt die Stadt Bergheim, fahren wir, um die Bildungs-, aber auch die sozialen Kompetenzverluste der letzten Monate wieder aufzufangen und auszugleichen?
- Welche perspektivischen Strategien verfolgt die Stadt Bergheim, sobald die Corona-Regeln es wieder erlauben, diese Menschen und ihre besonderen Bedarfe wieder in den Blick zu nehmen?
Allein aus demografischen Gründen werden wir jedes Kind brauchen. Wir können es uns nicht mehr leisten, auch nur ein Kind durchs Rost fallen zu lassen, weil zum Beispiel die Eltern ihnen nicht die notwendige Unterstützung geben können oder weil besondere Lebenswirklichkeiten greifen oder weil die Corona-Pandemie andere Prioritäten gesetzt hat. Ich habe daher den Bürgermeister dringend gebeten, dieses Thema aktiv aufzugreifen und daran zu arbeiten, diese Zielgruppe sobald als möglich in den Fokus zu nehmen.