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Ein Friedhof in und mit Zukunft für Ahe

13. Januar 2023

Heute habe ich den Bürgermeister unserer Stadt, Herrn Volker Mießeler, mit der Bitte angeschrieben, in Ahe eine öffentliche Veranstaltung zum Thema „Friedhof in und mit Zukunft“ durchzuführen. Nachstehend können Sie nachlesen, warum ich das für sinnvoll halte:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

wenn Sie den Friedhof im Bergheimer Stadtteil Ahe besuchen – und ich lade gern zu einem gemeinsamen Termin ein –, dann werden Sie einen Flickenteppich von Grabanlagen feststellen. Eine Struktur, eine innere Ordnung oder gar die Vermittlung eines schönen Bildes ist immer schwerer bemerkbar. Auch lässt die Pflege vieler Gräber zu wünschen übrig.

Die Gründe sind vielfältig, einige möchte ich nachstehend aufführen:

  • Menschen verlängern die Gräber ihrer Angehörigen nicht mehr.
  • Verstorbene haben keine Angehörigen vor Ort, die sich kümmern (können). Sie suchen nach Alternativen, die sie nicht finden.
  • Es werden vermehrt Urnengräber nachgefragt, weniger Reihen- oder Familiengräber.
  • Menschen suchen Alternativen zur traditionellen Beerdigung auf dem kommunalen Friedhof (Friedwald, Seebestattung, anonyme Bestattung, …).
  • Sterbekultur insgesamt verändert sich.

Dabei wird der Friedhof als Ort in Zukunft mehr denn je gebraucht:

  • Es versterben in Deutschland immer mehr Menschen. Die geburtenstarken Jahrgänge („Babyboomer“) kommen erst noch.
  • Menschen muslimischen Glaubens beerdigen ihre Angehörigen zunehmend vor Ort, lassen die Verstorbenen nicht mehr in das jeweilige Herkunftsland fliegen (diese Gräberreihen verdichten sich in einem enormen Tempo und sorgen für einen Friedhof neben dem Friedhof).

In dem Zusammenhang stellen sich meiner Meinung nach folgende Fragen:

  • Wenn weniger Menschen in Ahe beerdigt werden, obwohl insgesamt mehr Menschen versterben werden, wo werden sie dann beerdigt? Welche Beerdigungsformen und Grabformate sowie Pflegeangebote wünschten sie sich vor Ort, um sich in Ahe beerdigen zu lassen? (Das würde auch die Kosten pro Beerdigung auf Dauer eher verringern, da die hohen Fixkosten dann auf mehr Grabstellen umgelegt werden können.)
  • Die Menschen werden älter und begleiten verstorbene Menschen länger (Verweildauer auf dem Friedhof wird länger). Der Friedhof wird zu einem Begegnungs-, Austausch- und Verweilort, insbesondere für ältere Menschen, deren Partner*in dort beerdigt ist. Hierfür braucht es Angebote (Sitzgelegenheiten; Verweilangebote). Wie kann man das gestalten?
  • In heißen Sommern („Klimawandel“) sind gut begrünte Friedhöfe Oasen, in denen es sich gerade ältere Menschen gut gehen lassen können (Baumschatten). Wie können wir das ausbauen?
  • Welche Angebote gibt es für Menschen, die keine familiären Angehörigen mehr haben oder deren familiären Angehörigen nicht vor Ort leben? Dies betrifft insbesondere die Grabpflege?
  • Wie gehen wir mit verstorbenen Menschen um, deren Nachlass keine würdige geordnete Beerdigung vorsieht?
  • Ein immer größerer Bevölkerungsanteil hat ausländische Wurzeln und ggf. andere Vorstellungen von Tod und Beerdigung, die sich bisher nicht in den gängigen Friedhofssatzungen wiederfinden. Wie bilden wir das ab?
  • Wie drücken wir die gesellschaftliche Vielfalt auch in der Sterbekultur aus?
  • Welche Angebote können Friedhofsgärtner und andere verwandte Berufsgruppen (zum Beispiel Steinmetzgenossenschaft) machen, um Friedhöfe attraktiver zu gestalten?

Ich habe mich auf dem Kölner Friedhof Melaten umgesehen. Der Geschäftsführer der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner eG war so freundlich, mich durch die Anlage zu führen und mir von deren Lösungsangeboten zu berichten. (Hintergrund ist, dass ich vor über zehn Jahren dort einen Vortrag über die Veränderung der Sterbekultur auf dem Hintergrund des demografischen Wandels gehalten habe.) Diese Angebobe zeichnen sich durch fachmännische Grabgestaltung, naturnahe Bepflanzung und vor allem Ruhe aus. Dazu zählen zum Beispiel Bestattungsgärten. Das sind gartenähnliche Anlagen, die zugleich Teil eines Friedhofs sind. Darin eingebettet finden sich Urnen- und Erdbestattungsplätze, die sowohl im akuten Sterbefall als auch zur Vorsorge zu Lebzeiten ausgewählt werden können.

Da die dauerhafte Pflege durch kompetente und qualifizierte Kölner Friedhofsgärtner übernommen wird, grünen und blühen Bestattungsgärten das ganze Jahr über. Hinterbliebene finden so stets eine top gepflegte Grabstätte vor.

Es werden – je nach Standort – verschiedene Themengärten zu einer Gesamtanlage harmonisch zusammengefügt. Dabei dürfen auch Plätze zum Verweilen nicht fehlen. Diese Themengärten lauten:

  • Rosengarten
  • Garten der Lichter
  • Spuren des Lebens
  • Ruhehain
  • Bauerngarten
  • Auengarten
  • Naturwiese.

Dies sind individuelle Pflegeangebote, die die Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner betreibt. Konkret: die Friedhofsgärtner übernehmen in Kooperation mit der städtischen Friedhofsverwaltung leerstehende Flurstücke auf dem Friedhof und planen neue Gräberfelder, wo sich Menschen einen Platz „kaufen“ können. Als Garantie für die Pflege durch die zuständigen Friedhofsgärtner muss ein Dauergrabpflegevertrag über den Zeitraum des Nutzungsrechtes (25 Jahre) abgeschlossen werden.

Zur Unterstützung eine ökologisch sinnvollen Friedhofsnutzung erfolgt zudem eine enge Zusammenarbeit mit dem NABU Köln, der z.B. Wildbienenhotels in den Bestattungsgärten aufstellt. Das Ziel ist auch die Ansprache von Menschen, die während ihres Lebens einen Bezug zur Natur gelebt haben. Alternativen gibt es ebenfalls: der Rosengarten erinnert eher an traditionelle Wahlgräber, der Bauerngarten ist rustikal angelegt, der Garten der Lichter soll an japanische Gärten erinnern und enthält Lichtelemente in den Grabmalen.

Eine weitere Möglichkeit sind Kolumbarien. Also Wände, in denen Urnen eingemauert werden können. Es gibt sicherlich viele weitere Gestaltungsideen, die zusammen zu tragen sind.

Entscheidend ist, dass wir Wege finden, die den Friedhof Ahe aktiver für die Zukunft machen. Das wiederum geht nur mit den Menschen vor Ort. Ziel muss und sollte es sein, dass sich die in Ahe lebenden Menschen auch nach ihrem Tod ein Verweilen in Ahe vorstellen können. Das gelingt dann, wenn die Pflege der Gräber gewährleistet werden kann. Dazu braucht es verlässliche Partner*innen. Das gelingt auch, wenn die Beerdigungsformate vielfältiger und individueller werden. Denn: Je mehr die Menschen Alternativen außerhalb von Ahe suchen, umso teurer wird die Friedhofsunterhaltung für die Verbleibenden.

Daher schlage ich Ihnen vor, gemeinsam mit Ihnen eine öffentliche Veranstaltung in Ahe zum Thema „Der Friedhof in und mit Zukunft“ durchzuführen. Es sollen Gestaltungsideen benannt und gezeigt werden, aber auch Wünsche, Ideen und Anregungen eingesammelt werden. Denn der Friedhof der Zukunft muss gestaltet werden. Das kann Modellcharakter für andere Stadtteile haben.

Ich kann mir vorstellen, dass diese Vielfalt sich nicht in einem Friedhof in Bergheim (so zum Beispiel Ahe) abbildet, aber auf allen Friedhöfen in Bergheim vorgefunden werden kann.

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