Drei Jahre Ortsbürgermeister – eine erste Bilanz mit Ausblick
Im September 2020 haben Sie, genauer gesagt, rund 20 Prozent der Wahlberechtigten in Ahe, entschieden, mir das Mandat für den Rat unserer Stadt und indirekt auch das Mandat für die Ortsbürgermeisterschaft zu übertragen. 80 Prozent haben anders entschieden, 60 Prozent der Wahlberechtigten allein dadurch, dass sie an der Wahl nicht teilnahmen. Seit dem 1. November 2020 bin ich nun Ihr Ortsbürgermeister.
Aus meiner Sicht ist in den drei vergangenen Jahren viel bewegt worden. Auch sind Grundlagen geschaffen, auf denen sich gut aufbauen lässt:
• Es gibt mit www.ahe-info.de eine internetgestützte Informationsplattform, die jede*n Bürger*in erreichen kann. Niemand kann behaupten, dass man über das, was über Ahe zu sagen ist, nicht informiert wird.
• Die größte „Bedrohung“, die Ermöglichung einer 33 Fußballfelder großen Kiesabbaugrube zwischen Heppendorf, Thorr und Ahe ist abgewendet. Das hat viel Kraft und Energie gekostet, aber der beharrliche Kampf hat sich gelohnt. Ahe kann sich in seiner städtebaulichen Entwicklung nun auf positive Gestaltungsaspekte konzentrieren.
• Die größte „Herausforderung“ ist unsere soziale Realität, die in den Jahren zuvor praktisch nicht kommuniziert und angegangen worden ist: In Ahe lebt rund jedes zweite Kind von sozialen Transferleistungen, leben rund 1.600 Menschen aus 58 Nationen, verzeichnen wir ein Dreifaches vieler sozialer Probleme als im Bundesdurchschnitt. Diese Herausforderung ist zum einen benannt, und damit auf der Tagesordnung, und in Form von bisher drei Strategiekonferenzen zum Thema gemacht worden. Erste Lösungsansätze werden sichtbar.
• Der sichtbare Problemberg, die Immobilie „Wohnpark 18“, wird einer Lösung zugeführt. Die Wohnungen werden juristisch mühsam in das städtische Eigentum überführt, um anschließend Neues entstehen zu lassen. Hier sind wir auf einem guten Weg.
• Die stetigen Begleiterscheinungen „Müll“ und „Parken“ sind nachhaltig angegangen worden. Auch wenn es noch immer Menschen gibt, die ihren Abfall achtlos wegwerfen, so ist insgesamt das „wilde“ Müllaufkommen deutlich reduziert worden. Es gibt Menschen, denen eine saubere, müllfreie Umwelt viel Wert ist und die das auch sichtbar werden lassen. Ein neuer Parkplatz ist zwischenzeitlich angelegt und nutzbar. Ordnungsamtskräfte sind nahezu täglich für zwei Stunden in Ahe, um den für alle geltenden Regeln auch die notwendige Wirkung zu geben.
• Die Jugendarbeit in Ahe wird durch die Finanzierung einer weiteren Halbtagskraft gestärkt. Auch die Anlage und der Bau eines Kunstrasenplatzes in Ahe 2023/2024 erfolgt weniger aus sportpolitischen, sondern aus integrationspolitischen Gründen. Seit meinem Amtsantritt ist jedes Jahr in Ahe eine einwöchige Ferienfreizeit für Kinder von 6 bis 12 Jahren durchgeführt worden.
• Ahe erfährt Zuspruch durch Neubürger*innen. Ein Neubaugebiet wurde erschlossen. 47 Wohneinheiten und zwei Mehrfamilienhäuser sind errichtet worden bzw. werden noch gebaut. Zwei weitere Baugebiete könnten noch erschlossen werden. Hier lege ich Wert auf eine zukunftsorientierte Bebauung, die zwei Zielgruppen in den Mittelpunkt rückt: älter werdende Menschen und junge Menschen unter 30 Jahre. Ebenfalls gilt es, die Versorgungsinfrastruktur mit Dienstleistungen zu verbessern. Da Ahe über Glasfaser verfügt, setze ich zum Beispiel auf die Telemedizin. Die Weichenstellungen dafür hoffe ich noch in den nächsten zwei Jahren meiner Amtszeit legen zu können.
• Schließlich sind die wesentlichen Ansprechpartner*innen unseres Ortes von mir vernetzt worden. Gemeinsam haben wir zum Beispiel eine Dorfrallye organisiert und einen Terminkalender für 2023 herausgegeben. Beide Aktionen verfolgten das Ziel, unsere Ortsgemeinschaft zusammen zu führen. Hier gibt es weitere Bemühungen, so zum Beispiel ein interkulturelles Fest. Nebenbei: auch unsere Vereine und Institutionen bereichern den Ort mit ihren Angeboten. Danke dafür.
Wichtig ist folgende Botschaft: Kommunale Demokratie und kommunale Politik können etwas bewegen – vorausgesetzt, man bewegt sich selbst. Es heißt, dass das Vertrauen in die Wirksamkeit von Politik und politisch engagierten Menschen nachlasse, dass man an einer funktionierenden Demokratie zunehmend zweifele. Mir ist wichtig, dass dies für Ahe nicht gilt. Es kann immer noch mehr und stetig alles auch besser gemacht werden, doch dafür braucht es Engagement.
Ich selbst bin mittlerweile 62 Jahre alt. Bis 2025 bin ich gewählt. Dann werde ich 64 Jahre alt sein. Sollte ich erneut kandidieren und erneut gewählt werden, wäre ich 69 Jahre, wenn meine Amtszeit endet. Aus meiner Sicht bin ich dafür dann zu alt.
Gern würde ich daher in zwei Jahren mein Amt übergeben, gern an einen jüngeren Menschen. Gern würde ich gemeinsam mit Ihnen überlegen, wer dafür geeignet sein könnte. Es blieben rund zwei Jahre, diesen Menschen einzuarbeiten. Ahe braucht mindestens einen Menschen, der koordiniert und zusammenführt, der zuhört und Impulse setzt. Und den möchte ich – gemeinsam mit Ihnen – für Ahe suchen.