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Ahe – Strategie für einen Stadtteil mit besonderen Herausforderungen und Potentialen

30. Juni 2023

Der Bergheimer Stadtteil Ahe hat eine „rote Laterne“ angehangen bekommen: seitdem der Sozialatlas des Rhein-Erft-Kreises ihn 2020 zu den sechs prekären Quartieren im Kreis zählt. Hintergrund ist zum Beispiel, dass Menschen aus 58 Nationalitäten dort leben und dass 49 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren von Bürgergeld leben (müssen). Hier ist über Jahre hinweg eine Entwicklung ungesteuert laufen gelassen worden, die sich zu verfestigen droht. Der Ausländeranteil liegt bei 42 Prozent, der Anteil der Menschen, die arbeitslos sind bei 21 Prozent.

26 Prozent der Bevölkerung von rund 4.000 Einwohnenden sind minderjährig, weniger als zehn Prozent sind älter als 67 Jahre.

Doch wer nachhaltige gesellschaftspolitische Änderungen und Situationsverbesserungen in Ahe erreichen möchte, der braucht

  • einen langen Atem und viel Geduld,
  • einen gelingenden Schulterschluss von Betroffenen, Beteiligten und Expert*innen,
  • eine langfristig angelegte Strategie, die auf der Grundlage eines Leitbildes (einer Vision) zielorientiert und planmäßig Etappensiege möglich macht,
  • ein Netzwerk der in Ahe lebenden bzw. für Ahe hauptamtlichen Akteur*innen,
  • eine Bereitschaft, Veränderungen zu ermöglichen und zu gehen und
  • Kümmerer*innen, die als Motoren vorbildhaft wirken (und inspirieren).

Auf dem Weg dorthin sind nun in Ahe drei Strategiekonferenzen durchgeführt worden, an denen Menschen, die in Ahe leben, und Menschen, die für Ahe in unterschiedlichen Funktionen tätig sind, teilgenommen haben. Es waren stets zwischen 40 und 60 Personen dabei.

Zuerst wurde eine gemeinsame Bestandsaufnahme gemacht. Was sind die Herausforderungen? Welche Institutionen und Angebote gibt es in Ahe, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Dann wurden die Handlungsfelder identifiziert und priorisiert, die – aus Sicht der Teilnehmenden – besonders viel Erfolg versprechen, wenn sie angegangen werden. Schließlich sind Ideen gesammelt, konkretisiert und priorisiert worden. Ergebnis dieses Prozesses sind

  • ein Leitbild (das von den Teilnehmenden als Grundlage einstimmig angenommen worden ist): AHE = Attraktiv Heimat erleben

und fünf konkrete Projekte für 2023 (die von Teilnehmenden federführend weitergetrieben werden).

  • Interkultureller Tag (angedacht ist inzwischen der 24. September 2023)
  • Kinder- und Jugendförderung
  • Kein Kind vom Elternhaus in die Schule
  • Mietmanagement
  • Hausnotruf / Pflegedienste / Telemedizin / Arzt für alle.

Parallel dazu sind wichtige Bausteine für Ahe auf den Weg gebracht worden:

  • ein Gutachten von Herrn Prof. Dr. Sebastian Kurtenbach zur Situation der Stadtteile Ahe, Quadrath-Ichendorf und Zieverich (sechs konkrete Handlungsempfehlungen, die zwischenzeitlich einstimmig im politischen Raum beschlossen wurden).
  • die ungeklärten Eigentumsverhältnisse einer leerstehenden Wohneinheit (Wohnpark 18) werden nun juristisch einer Klärung zugeführt mit dem Ziel, dass die Stadt diese Immobilie aufkauft und etwas Neues dort entstehen lässt, das den Stadtteil nachhaltig aufwertet. Dafür hat der Stadtrat rund 800.000 Euro zur Verfügung gestellt.
  • Gespräche mit Investoren, die zu entwickelnde Potentiale in Ahe erschließen wollen, darunter sind u. a. Ideen zum Bau von altengerechten, barrierefreien Wohnungen, die Ansiedlung eines Versorgungsunternehmens, aber auch die Ansiedlung einer Kinderärztin. Ahe ist ein Stadtteil mit enormen Entwicklungspotenzial.
  • die Anlage eines Kunstrasenplatzes in Ahe, der weniger aus sportpolitischen, sondern aus integrations- und sozialpolitischen Gründen angelegt wird (dafür sind im Haushalt rund 700.000 Euro zur Verfügung gestellt worden).
  • der Ausbau der OGS (= Offene Ganztagsschule) als umfassendes Betreuungsangebot, das auch der informellen Bildung dient.
  • der Bau einer sechsgruppigen Tageseinrichtung für Kinder.
  • die Unterstützung der Kinder- und Jugendförderung mit der Finanzierung einer halben Stelle für 2024 (= 31.000,00 Euro).
  • der Anlage eines neuen Parkplatzes zur Entlastung der Situation im Wohnpark Ahe, aber auch im ganzen Ort.
  • die Beantragung von Fördermitteln für Ahe durch die Stadtverwaltung.
  • Mittel aus Landesfördermitteln für bestimmte Maßnahmen, so zum Beispiel ein Projekt, in dem geschulte Menschen von Tür zu Tür gehen und das Gespräch mit den Menschen suchen, um auch die zu erreichen, die einen besonderen Integrationsbedarf haben (u. a. Stärkungspakt NRW).

Die größte Herausforderung ist jedoch, der aufkeimenden Resignation in der Aher Bevölkerung entgegenzuwirken, Mut zu machen, Änderungen spürbar werden zu lassen. Dieses Konzept mit den angegangenen Maßnahmen und Projekten zeigen, dass der Weg erfolgreich aufgesetzt worden ist.

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